
Chambéry. Camille Costa de Beauregard (1841-1910) ist der ers-te Selige im Pontifikat von Papst Leo XIV. Die Seligsprechung fand am Samstag, 17. Mai, im französischen Chambéry statt. Die Zeremonie leitete der Apostolische Nuntius in Frankreich, Erzbischof Celestino Migliore, als Vertreter des Papstes, gemeinsam mit dem Erzbischof von Chambéry, Thibault Verny. Über 4.000 Gläubige nahmen teil, darunter 300 Großnichten, Großneffen und andere Familienangehörige des neuen Seligen.
Der Erzbischof von Chambéry ging in seiner Predigt auf das Wirken des neuen Seligen ein. Er verdeutliche, wie dringend notwendig es ist, »den jungen Menschen eine Vision der Zukunft und der Hoffnung zu bieten, was voraussetzt, dass wir uns um sie kümmern und sie mit den Augen Jesu betrachten«. Camille habe eine »radikale Entscheidung« für eine Berufung getroffen und sich ihr ganz hingegeben in der Sorge für Waisenkinder. »Der Weg zu wahrer Größe führt über den demütigen Dienst«, so der Erzbischof weiter. »In einer Gesellschaft, die Stärke und Erfolg schätzt, lädt Jesus uns ein, seine Gegenwart in den Kleinen zu entdecken.«
Papst Leo XIV. hatte Costa de Beauregard aus Savoyen am 18. Mai beim Gebet des Regina Caeli im Anschluss an die heilige Messe zum Beginn des Petrusdienstes erwähnt und dessen »große pastorale Liebe« hervorgehoben.
Geboren in Chambéry in eine wohlhabende Familie, zeigte Costa de Beauregard bereits in seiner Jugend eine starke Empathie für Arme und Bedürftige. Nachdem er 1867 die Folgen einer Choleraepidemie in den Armenvierteln von Chambéry miterlebte, gründete er 1868 das Waisenhaus »Le Bocage« für bis zu 125 verwaiste und bedürftige Kinder. Dort setzte er auf eine praxisorientierte Erziehung, wobei der Gartenbau eine zentrale Rolle spielte, um den Kindern später eine sichere Arbeitsstelle zu ermöglichen. Neben der praktischen Ausbildung legte er großen Wert auf Kultur und Freizeitgestaltung, indem er seine Schützlinge in Musik, Theater und Ausflüge in die Natur einbezog, womit er seiner Zeit weit voraus war.
Inspiriert vom gut 25 Jahre älteren italienischen Sozialpionier und Priester Johannes Bosco, strebte er zudem eine »Pädagogik der Sanftheit« an, die auf Vertrauen und Liebe basierte. Er glaubte fest daran, dass junge Menschen durch positive Beziehungen und respektvolle Betreuung das Beste in sich entfalten könnten. Obwohl Costa de Beauregard nie Mitglied der Salesianischen Kongregation wurde, wurde er häufig als »Don Bosco von Savoyen« bezeichnet, da sich die erzieherischen Prinzipien ähnelten. Beide Priester betonten die Bedeutung von Vertrauen und Fürsorge in der Erziehung und sahen die Arbeit mit Jugendlichen als eine Form der Heiligung.
Ein Camille Costa de Beauregard zugesprochenes Wunder nach seinem Tod gab den Anstoß zum Beginn des Seligsprechungsprozesses. 1991 wurde ihm von Papst Johannes Paul II. der Titel ehrwürdiger Diener Gottes zuerkannt. Der Prozess wurde jedoch erst 2012 weitergeführt, als ein Wunder offiziell bestätigt wurde. Papst Franziskus ließ das Dekret zur Seligsprechung am 14. März 2024 promulgieren. Heute lebt das Erbe des neuen
Seligen durch das von ihm gegründete Waisenhaus weiter, das nach wie vor Jugendlichen eine Ausbildung und soziale Betreuung bietet. Das »Lycée Professionnel Agricole Costa-de-Beauregard« wird inzwischen von den Salesianern geführt.